Marina Ushchapovskaya

Kritik

Sanfte Wehmut

Duo präsentiert Romanzen von Rachmaninow in Haar

Haar ▪ Neben den Sinfonien und Klavierwerken Sergei Rachmaninows führen seine Liedvertonungen ein Schattendasein. Dies zu ändern, sind die in der früheren Sowjetunion geborene Mezzospranistin Marina Uschapovskaya und der Pianist Lars David Kellner angetreten. Mit Rachmaninows vor allem zu Texten russischser Dichter komponierten Romanzen verzauberten die beiden Künstler am Freitagabend das Publikum im "Kleinen Theater" Haar.

"Mit seinem Pilgerstab und mit seinen düsteren Augen verfolgt uns das Schicksal überall hin, wie ein mahnender Wächter", hieß es in einer der letzten Romanzen(op. 21) des Programms, die der russische Spätromantiker zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu dem Gedicht "Das Schicksal" von Alexej Apuchtin komponierte.

Weil die 1962 geborene Sängerin mit dem satten, warmen Mezzo und dem feinen Leuchten im Timbre alle Lieder dieses Abends in russischser Sprache sang, wurden die von ihr und Lars David Kellner übersetzten Texte von Rolf Ege vor jeder Romanze in deutscher Sprache rezitiert. So konnten die Zuhörer den unmittelbaren Bezug der Poesie zur Musik herstellen.

Da Rachmaninow nicht nur als Komponist, sondern auch als Pianist gefeiert wurde, gestaltet die in den Romanzen dicht gewobene, and gebrochenen Akkorden und virtuosen Läufen reiche Harmonik den Klavierpart nicht "nur" als Begleitung, sondern als ebenburtgiger Partner der Gesangsstimme. Diesen an die tonalen Explosionen Tschaikowsky und Chopins, aber auch Beethovens anknüpfenden technischen, dynamischen und expressiven Anforderungen wurde Lars David Kellner auf wunderbare Weise gerecht. Da ließ ein fast einminütiges, gewaltiges Tremolo im Bass ein Gewitter ertönen, paraphrasierte der Pianist am Flügel eindringlich das Leitmotiv von Beethovens Schicksalssymphonie, erinnerte die Virtuosität der linken Hand bei der Romanze "Einsamkeit" stark an Chopins Revolutionsetüde. Dass Lars David Kellner, der 1973 in Weiden geboren wurde, neben seinen an der Münchner Musikhochschule erlangten künstlerischen und pädagogischen Diplomen und Konzherttätigkeiten auch noch in Medizin promovierte und seit letztem Jahr als Nervenartz in der Forensik des Haarer Bezirkskrandenhauses arbeitet, beweist das unglaubliche Potential dieses Pianisten.

Mal mit glänzender Höhe ohne Schärfe, mal mit schwermütig-warmem Timbre sang die zuletzt am Münchner Gärtnerplatztheater engagierte Mezzosopranistin so anrührend von den Fragen und Antworten des Lebens, von der sanften Wehmut in der Stunde der Dämmerung, von düsterer Todessehnsucht, dass the Lyrik eins wurde mit den Schwingen der Musik.

"… Poesie ist nämlich hier ein einfach Ding…", hieß es in der letzten Romanze vor der Zugabe "War das Schluckauf?" (Text: Peter Viasemsky). Poesie gepaart mit solchser Musik und solchen Interpreten ist ein wunderbar Ding!

ROSWITHA GROSSE

Arzt und Pianist eine Traumkombination

Lars David Kellner bringt zwei Leidenschaften unter einen Hut

Haar (ms) - Er kann sich glücklich schätzen zwei "Leidenschaften" unter einen Hut zu bringen - eine davon ist sein Beruf: Lars David Kellner, Arzt in der Forensik am Bezirkskrankenhaus Haar, tritt in seiner Freizeit häufig als Pianist in Erscheinung. "Beim russischen Liederabend", mit Marina Ushchapovskaya als Sängerin, gab er im Kleinen Theater Haar vor rund 100 Zuhörern Werke von Rachmaninow.

Der russische Komponist - und russische Lieder überhaupt - führen im europäischen Raum leider ein Schattendasein", sagt Kellner. Zusammen mit Ushchapovskaya, einer gebürtigen Russin, will er in naher Zukunft das komplette, sehr anspruchsvolle Werk Rachmaninow "durcharbeiten."

"Die Verbindung von Text und Musik ist in der russischen Sprache grandios", sagt Kellner, "und als Landfrau kann Ushchapovskaya die Werke in russischer Poesiesprache besser interpretieren." Die beiden treten seit zwei Jahren regelmäßig gemeinsam auf. Momentan ist die Russin für Opern im Staatstheater am Münchner Gärtnerplatz engagiert. Und für Kellner ist es "eine Traumkombination", als Arzt und Pianist u arbeiten.

Dabei war die Musik zuerst da: Im Alter von sieben Jahren hat er angefangen, Klavier zu spielen; später hat der heut 31-Jährige die konzertpianistische Ausbildung an der Münchner Musikschule absolviert. Ein ausschließliches "Konzertpianisten dasein" kann sich Kellner dennoch nicht vorstellen:"Wenn ich mich ganz auf Musik fokussiere, bleibt de Spaß auf der Strecke."

MÜNCHNER MERKUR